Ständig beschäftigt, nie wirklich produktiv?
- susanneschubertcoa
- 20. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Feb.
Das Schreiben einer Dissertation erfordert Fokus, tiefes Nachdenken und die Fähigkeit, komplexe Gedanken klar zu formulieren. Doch genau diese Anforderungen stehen oft im Widerspruch zu unserem Alltag, der geprägt ist von Unterbrechungen und ständigem Kontextwechsel. Sei es das Checken von E-Mails, das Beantworten von Nachrichten oder der Versuch, nebenbei andere Aufgaben zu erledigen – all das kostet mentale Energie und hindert uns daran, produktiv zu arbeiten. Wir sind ständig beschäftigt, aber nicht wirklich produktiv.

Das Problem mit dem Kontextwechsel
Beim Verfassen einer Dissertation ist unser Gehirn wie eine leere Tafel auf der wir Gedanken strukturieren und Ideen entwickeln. Die Informatikerin Gloria Mark, die seit den frühen 2000er Jahren erforscht, wie Unterbrechungen unsere Produktivität beeinflussen, beschreibt diesen Prozess so: „Wird eine Person bei ihrer Arbeit unterbrochen, wird die Tafel leergewischt und muss neu beschrieben werden.“ Jede neue Aufgabe erfordert, dass sich unser Gehirn neu orientiert – und das kostet Zeit. Laut Mark dauert es durchschnittlich mehr als 25 Minuten, bis man nach einer Unterbrechung wieder in die ursprüngliche Aufgabe eintauchen kann.
Ein kurzes Überprüfen einer E-Mail oder das Beantworten einer Nachricht mag auf den ersten Blick nur wenige Minuten in Anspruch nehmen, in Wahrheit aber summiert sich der Zeitverlust schnell. Das Resultat: Die Arbeit am Text kommt nur schleppend voran, und das Gefühl, ständig beschäftigt zu sein, ohne wirklich produktiv zu sein, setzt sich fest.
Multitasking ist keine Lösung
Viele versuchen, Kontextwechsel durch Multitasking auszugleichen. Doch Studien von 2008 und 2010 zeigen, dass dies meist kontraproduktiv ist. Um verlorene Zeit wettzumachen, arbeiten Menschen hektischer, machen dadurch mehr Fehler und empfinden zusätzlichen Stress. Noch problematischer ist, dass häufige Unterbrechungen kreatives und tiefes Denken behindern – genau das, was für das Schreiben einer überzeugenden akademischen Arbeit erforderlich ist. Stattdessen begünstigen sie eine oberflächliche Verarbeitung von Informationen, die weder die Qualität noch die Effizienz der Arbeit steigert.
Mein Lösungsansatz
Während einer intensiven Schreibphase hatte ich eine entscheidende Erkenntnis. Durch den Verlust unserer Satelitenschüssel (Internetverbindung) auf unserem Roadtrip durch Europa, war ich weitgehend von E-Mails, Nachrichten und Besprechungen abgeschnitten. Mein Arbeitstag fand ohne Unterbrechungen statt. Ich konnte ungestört schreiben, meine Gedanken strukturieren und Texte überarbeiten. Zurück in meinem gewohnten Arbeitsumfeld beschloss ich, dieses Konzept bewusst anzuwenden. Ich legte tägliche „Schreibzeiten“ fest, in denen ich Benachrichtigungen deaktivierte, E-Mails ignorierte und mich ausschließlich meiner Arbeit widmete.
Meine Erkenntnis
Diese bewussten Schreibphasen führten zu einem spürbaren Produktivitätsanstieg. Ohne ständige Unterbrechungen konnte ich schneller und klarer denken. Die Qualität meiner Texte verbesserte sich, und der Stress, der sonst oft mit Deadlines einhergeht, ließ nach. Manchmal reicht es, die Tafel einfach eine Weile ungestört beschrieben zu lassen, um echte Fortschritte zu erzielen.
Meine Tipps
1. Feste Schreibzeiten einführen - konzentrieren sie sich voll und ganz auf ihre Dissertation, bevor sie sich anderen Aufgaben widmen.
2. Ablenkungen gezielt ausschalten, keine E-Mails, keine Nachrichten und keine Meeting – zumindest für ein paar Stunden am Tag.
3. Bewusstes Einplanen von Pausen zur Stärkung der mentalen Energie - die mentale Energie optimal zu nutzen, um letztendlich effizienter zu arbeiten.
Quellen:
Mark, G., Gudith, D., & Klocke, U. (2008). The cost of interrupted work: more speed and stress. In Proceedings of the SIGCHI conference on Human Factors in Computing Systems (pp. 107-110).
Spink, A., Cole, C., & Waller, M. (2008). Multitasking behavior. Annual review of information science and technology, 42(1), 93-118.
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